Du bist ja gefühlt wegen deines auffälligen pinken Outfits schon ein fester Bestandteil dieses Rennens — wie oft warst du schon dabei?
Das 24-Stunden-Rennen am Alfsee ist quasi zu einem festen Termin in meinem Kalender geworden. Mein erstes Mal hier war 2017 im Vierer-Damen-Team und seitdem lasse ich mir das Event kaum entgehen (außer in der Schwangerschaft 2023). Offenbar bleibt mein pinkes Outfit den Leuten im Gedächtnis – und ehrlich gesagt freue ich mich jedes Jahr wieder riesig darauf, hier an den Start zu gehen.
Was macht das 24-Stunden-MTB-Rennen am Alfsee für dich besonders?
Für mich ist es die perfekte Mischung: Die super Verpflegung, die familiäre Atmosphäre und der Anspruch an die Strecke machen das 24h-Rennen am Alfsee einfach besonders. Man fühlt sich hier nicht wie bei einem anonymen Massen-Event, sondern richtig willkommen – wie in einer großen Familie. Die Strecke selbst ist technisch fordernd, abwechslungsreich und wird nie langweilig – egal, wie oft man sie umrundet. Mal Flow, mal Wurzeln, mal kurze knackige Anstiege – es ist für alles gesorgt. Gerade diese Kombination aus Herausforderung, Gemeinschaft und perfekter Organisation macht das Event jedes Jahr aufs Neue zu einem Highlight.

„Bei mir ist Pink nicht nur eine Farbe – es ist quasi (m)eine Lebenseinstellung! Für mich bedeutet Pink, das Leben bunt zu sehen, Herausforderungen mit einem Lächeln anzunehmen und auch in schwierigen Momenten nicht aufzugeben.“
– Nele Kaufmann –
Warum eigentlich „Lady in Pink“? Was hat’s mit dem Namen auf sich?
Pink ist einfach MEINE Farbe – knallig, fröhlich und voller Energie! Pink ist meine tägliche Erinnerung daran, positiv zu bleiben, anders zu sein – und genau das auch zu feiern! Angefangen hat das mit dem Pink schon als Kind. Selbstverständlich musste dann Pink auch meine Sportgarderobe dominieren! Irgendwann bin ich bei den Events nur noch als „die mit dem pinken Outfit“ aufgefallen. Der Spitzname „Lady in Pink“ kam dann ganz automatisch aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis – und ich fand ihn super passend. Also habe ich ihn übernommen, sogar auf Instagram als meinen Namen. Inzwischen kennt man mich in der Szene fast nur noch so. Ich liebe diesen Wiedererkennungswert und stehe voll dahinter. Pink ist zu meinem Markenzeichen geworden – und ich glaube, das wird auch immer so bleiben (kleine Anekdote: Eine Schülerin sagte einmal: „Frau Kaufmann, Ihr Sarg muss später auch Pink sein!“)… Heute ist wirklich fast alles in meinem Leben Pink: Unsere Hausnummer leuchtet Pink, mein Auto ist natürlich Pink, der Briefkasten strahlt Pink, mein Thermomix ist Pink und alle meine Fahrräder sind sowieso Pink. Sogar meine Schülerinnen und Schüler kennen mich mittlerweile so sehr in Pink, dass sie mich schon fragen, ob ich krank bin, wenn ich mal ausnahmsweise weniger Pink trage.
Dein Helm mit den pinken Puscheln ist legendär — wie bist du auf die Idee gekommen?
Die Puschel wurden quasi am Alfsee geboren: Ich wollte im Vierer-Team starten mit drei anderen verrückten Frauen. Wir wollten auffallen und uns ein Markenzeichen als Team verschaffen. Weil die Kronen nicht mehr rechtzeitig ankamen, nahmen wir die Puschel in pink! Diese trage ich schließlich schon seit Ewigkeiten auf meinem Skihelm – und auch auf der Piste als „Skihaserl“ kamen sie immer gut an und zauberten vielen Menschen ein Lächeln ins Gesicht! Und mal ehrlich: Auf dem Rad zählt zwar eigentlich nur Aero – aber wer sagt denn, dass pinke Puschel nicht auch aerodynamisch sind?
Wie bist du damals überhaupt zum 24-Stunden-MTB-Rennen gekommen?
Das war eher zufällig und aus Neugier. Ich bin schon immer gerne lange Distanzen geradelt und gelaufen und habe auch gerne Triathlon gemacht, aber ein 24-Stunden-Rennen klang nach einer ganz neuen Herausforderung. Ein Freund hat mich dann damals gefragt, ob ich nicht Lust hätte, in seinem 8er-Team (allerdings Rennrad) mitzufahren – dann bin ich spontan eingesprungen. Diese erste Teilnahme hat mich sofort mit dem 24h-Virus infiziert. Die Atmosphäre, die Teamdynamik, die ganze Erfahrung, 24 Stunden im Rennen zu sein – das hat mich total begeistert. Nach diesem Debüt war klar: Davon will ich mehr! Und so bin ich Schritt für Schritt tiefer in die 24h-Radsportszene eingestiegen. Gerade auf dem Mountainbike reizt es mich besonders, weil die Trails bei Nacht im Scheinwerferlicht eine ganz eigene, fast magische Stimmung entfalten.“
Wie wichtig ist für dich die Community bei solchen Events?
Die Community ist für mich unbezahlbar. Gerade bei 24-Stunden-Rennen merkt man: Hier zählt nicht nur Leistung, sondern auch Zusammenhalt. Man begegnet immer wieder Menschen, die einen anfeuern, aufmuntern oder einfach mal ein paar aufbauende Worte schenken, wenn es hart wird. Auf der Strecke wird gelacht, gescherzt und gegenseitig motiviert – jeder weiß, wie es sich anfühlt, müde, durstig oder am Limit zu sein. Aus diesen kurzen Begegnungen entstehen oft echte Verbindungen – viele Gesichter trifft man bei anderen Rennen wieder, und es fühlt sich an, als würde man alte Freunde treffen. Diese Gemeinschaft trägt einen durchs Rennen, besonders in den schwierigen Phasen. Für mich ist es genau diese Mischung aus Sport, Zusammenhalt und gegenseitiger Motivation, die solche Veranstaltungen so besonders machen. Am Ende geht es nicht nur darum, wie viele Runden du fährst – sondern auch darum, gemeinsam Erinnerungen zu schaffen, die bleiben.
„Für mich ist es genau diese Mischung aus Sport, Zusammenhalt und gegenseitiger Motivation, die solche Veranstaltungen so besonders machen. Am Ende geht es nicht nur darum, wie viele Runden du fährst – sondern auch darum, gemeinsam Erinnerungen zu schaffen, die bleiben.“
Du fährst nicht nur Mountainbike, sondern auch Rennrad — wie kam die Liebe zum Radfahren generell?
Mit 14 Jahren hat meine Mutter mich zum Spinning ins Fitnessstudio mitgenommen. Danach war ich infiziert, machte meinen Trainerschein und fing an, stundenlang auf dem Spinningbike zu sitzen. Heute ist das Radfahren für mich nicht nur Sport, sondern eine echte Leidenschaft, die mir Kraft für meinen Alltag als Lehrerin und Mama gibt. Auf dem Rad finde ich die Balance zu meinem lauten, energiegeladenen Alltag in der Turnhalle, dem Klassenzimmer und am Beckenrand des Schwimmbades – und genau dafür bin ich unglaublich dankbar. Ich liebe es einfach, draußen in der Natur unterwegs zu sein und Kilometer um Kilometer abspulen zu können. Beim Radfahren kann ich wunderbar abschalten vom Alltag und gleichzeitig neue Abenteuer erleben. Besonders das Mountainbiken hat’s mir angetan: Abseits der Straßen neue Wege erkunden, diese Mischung aus Sport und Naturerlebnis – da hat’s irgendwann Klick gemacht und ich war vollends vom Radvirus befallen. Mittlerweile kann ich mir ein Leben ohne Rad (bzw. Rädern) nicht mehr vorstellen!
Du bist schon im Team gestartet und auch solo gefahren — was ist härter?
Beides hat definitiv seinen Reiz, aber für mich persönlich ist Solo-Fahren entspannter – auch wenn es körperlich und mental härter ist. Ich habe wirklich alle Varianten ausprobiert: 8er-Team, 4er-Team, 2er-Team und mehrfach 24 Stunden solo – sowohl auf dem MTB als auch auf dem Rennrad. Aus Erfahrung kann ich sagen: Beim Solo-Start kannst du komplett dein eigenes Tempo fahren, du hast keinen Druck von außen und kannst dir deine Pausen individuell einteilen. Das empfinde ich als sehr angenehm und frei. Im Team dagegen wartet immer jemand auf dich – das baut einen gewissen Druck auf, rechtzeitig zurück zu sein oder möglichst schnell zu fahren, damit das Team nicht wartet. Außerdem stehst du als Teamfahrer oft zwischendurch in der Kälte und musst dann nassgeschwitzt wieder an den Start. Dieses ständige Wechseln zwischen Anstrengung und Frieren ist körperlich richtig fordernd, besonders wenn man leicht auskühlt. Das ist für mich anstrengender als ein gleichmäßiges Durchfahren beim Solo-Start. Mental ist Solo natürlich eine ganz andere Nummer: Du musst dich selbst permanent motivieren, durchzuziehen, gerade in der Nacht, wenn Müdigkeit und Zweifel kommen. Da hilft keine Teamstimmung – du bist ganz auf dich selbst gestellt.
Hast du ein besonderes Ritual vor dem Rennen oder in der Nacht, wenn’s richtig zäh wird?
Ja, definitiv. Ich höre oft Schlager oder Vocal Trance, je nachdem, was mir gerade mehr Energie gibt. In den harten Phasen stelle ich mir ganz bewusst vor, wie ich später über die Ziellinie fahre – dieses Bild motiviert mich enorm. Ich rufe mir auch schwere Trainingseinheiten ins Gedächtnis, die ich erfolgreich durchgezogen habe: „Wenn ich das geschafft habe, schaffe ich diese Nacht auch!“ Viel lachen, mit anderen quatschen, locker bleiben – das hilft mir ebenfalls unglaublich. Manchmal zähle ich einfach Dinge um mich herum: Laternen, Anstiege, Brücken – und setze mir kleine Ziele wie „Nur noch bis zur nächsten Kurve!“ oder „Bis zum nächsten Anstieg durchhalten.“ So trickse ich mich Schritt für Schritt über schwierige Abschnitte aus.
„N – wie niemals aufgeben – mein Mantra“
Meine mentalen Tricks für die Nacht:
- Mentale Anker setzen: Ein Satz oder Gedanke, der dich trägt („N wie niemals aufgeben“) – mein Mantra.
- Zielszenario visualisieren: Stell dir vor, wie du ins Ziel fährst – jubelnd, erleichtert, stolz.
- Körperhaltung bewusst steuern: Aufrecht fahren, Schultern zurück – das hilft direkt der Stimmung.
- Mini-Belohnungen einbauen: Alle paar Runden ein kleines Highlight setzen (Lieblings-Snack, neuer Song).
- Positive Selbstgespräche: Bewusst sagen: „Ich schaffe das.“, „Es ist okay, dass es hart ist.“
- Humor bewahren: Über witzige Situationen lachen – das löst Druck.
- Akzeptieren statt kämpfen: Müdigkeit gehört dazu. Sie vergeht wieder.
- Kleine Ziele stecken: Immer von Zwischenziel zu Zwischenziel denken (nächster Baum, nächste Runde).
- Tief durchatmen: Bewusst tief und ruhig atmen, um Stress zu senken.
Was war bisher dein verrücktestes oder schönstes Erlebnis während eines 24h-Rennens?
Ein ganz besonderer Moment war letztes Jahr beim Alfsee-Rennen: Mein Sohn war damals sieben Monate, und ich habe ihn während des Rennens im Vierer-Team sogar noch parallel voll gestillt: Das war körperlich unglaublich anstrengend, aber emotional einfach unbeschreiblich. Zu erleben, wie sich Familie und Sport miteinander verbinden lassen – das werde ich nie vergessen. Aber es sind nicht nur die großen, emotionalen Momente, die hängen bleiben: Auch während der Rennen selbst entstehen immer wieder tiefgründige Gespräche mit anderen Fahrerinnen und Fahrern. Man trifft interessante Persönlichkeiten, knüpft neue Kontakte oder sieht bekannte Gesichter immer wieder. Gerade diese Mischung aus sportlicher Herausforderung, Herzlichkeit und echter Menschlichkeit macht die 24h-Rennen für mich so besonders. Ein besonders lustiger Moment war, als ich mit meinem Handschuh versehentlich direkt ins Würstchenglas gegriffen habe – und danach das ganze Rennen über den Duft von Wurstwasser in der Nase hatte. Das sind genau die kleinen Pannen, an die man später mit einem riesigen Grinsen zurückdenkt!
Du bist ja sportverrückt — was machst du sonst noch alles, wenn du nicht gerade auf dem Bike sitzt?
Oh ja, definitiv sportverrückt! Neben dem Mountainbiken liebe ich Triathlon, also natürlich auch das Laufen und Schwimmen. Besonders Trailrunning begeistert mich – draußen in der Natur, bergauf, bergab… Im Sommer findet man mich auch beim Freiwasserschwimmen, was nochmal ein ganz anderes, intensiveres Erlebnis ist als im Becken. Wandern gehört für mich genauso dazu wie Skifahren im Winter – am liebsten Skitouring, um den Gipfel selbst zu erklimmen, bevor es runter geht. Und wenn’s mal ganz verrückt sein soll, steige ich aufs Crosseinrad – ja, auch da gibt’s kleine Trailabenteuer! Ich liebe einfach die Abwechslung, die Bewegung in der Natur und die Herausforderung, meinen Körper immer wieder neu herauszufordern.
Gibt es ein sportliches Ziel oder Event, das ganz oben auf deiner Wunschliste steht?
Definitiv! Im Herbst steht mein erster 100-Kilometer-Lauf an – eine große mentale Reise, auf die ich mich sehr freue. Ein weiterer Traum ist der Inferno Triathlon in der Schweiz! Mit meinem Mann Markus möchte ich außerdem irgendwann die Transalp auf dem Bike bezwingen, nachdem wir 2022 schon gemeinsam den Transalpine Run geschafft haben. Langfristig reizt mich auch das Swiss Epic – und natürlich große Events wie das Race Across Germany. Man findet immer wieder neue Abenteuer.
Dein Tipp für alle, die das erste Mal ein 24-Stunden-Rennen fahren wollen?
Habt keine Angst davor, einfach zu starten! Wichtig ist: gut vorbereiten, das Material checken und vor allem die Ernährung vorher im Training testen. Mein absolut wichtigster Tipp: Essen, essen, essen! Man muss eigentlich permanent Energie zuführen, auch wenn man keinen Hunger hat. Nur so kann der Körper diese Belastung überhaupt überstehen. Ob Gums, Riegel oder Drinks: Verlässliche Energiequellen sind Gold wert! Zusätzlich liebe ich es, auch mal Bockwürstchen, Cracker oder Gummibärchen zu essen – gerade nachts braucht der Körper manchmal einfach etwas Herzhaftes oder Süßes fürs Gemüt. Teilt euch die Kräfte klug ein, fahrt lieber konstant als zu schnell und setzt euch kleine Etappenziele. Mentale Stärke ist fast wichtiger als reine Fitness: Bleibt positiv, lacht viel, motiviert euch selbst – und vergesst nie, den Spaß dabei zu feiern!! Jede Runde ist ein Sieg – und der erste Start ein Erlebnis, das ihr garantiert nie wieder vergesst! Also nichts wie los!! Think pink!
„Niemand fährt 24 Stunden durch, ohne mal zu kämpfen oder Tiefpunkte zu erleben – das gehört dazu.“
Was würdest du Frauen sagen, die sich vielleicht noch nicht trauen, bei so einem Event mitzumachen?
Ich würde sagen: „Einfach mal machen – könnte ja gut werden!“ Das Zitat stammt von Pippi Langstrumpf, und ich finde, es passt perfekt. Gerade wir Frauen zweifeln oft viel zu lange an uns selbst, überlegen, ob wir gut genug sind oder ob wir uns das wirklich zutrauen dürfen. Aber genau da liegt die größte Chance: Einfach den Mut fassen und den ersten Schritt wagen. Man wächst an seinen Aufgaben – und das Gefühl, am Ende eine eigene Grenze verschoben zu haben, ist unbezahlbar!